Usability Tests entscheidend optimieren

Usability Tests entscheidend optimieren

ziehen oder stossen ist nicht immer klar

Usability Tests werden immer öfters in Software und Website Projekten durchgeführt. Das ist ein sehr positiver Trend.

Wenn man aber genauer untersucht welche Methoden und Werkzeuge dabei verwendet werden stecken viele noch am Anfang fest.

Viele Usability Tests werden nur mittels Beobachtungen und Befragungen durchgeführt. Und um das schön zu verkaufen werden diese Usability Tests auch gleich als User Experience (UX) oder als User Centered Design (UCD) Methode bezeichnet. Wie können Sie solche Usability Tests entscheidend und zielführend optimieren und dabei die Qualität der Usability Test Methode und somit auch des entwickelten Produktes steigern?

Hier ein einfaches Beispiel:

Stellen Sie sich ein Usability Test vor, bei dem eine Türe getestet wird.

Angenommen, wir wollen eine neue Türe entwickeln und diese einem Usability Test unterziehen.

Beispile von einem typischen Usability Test

Um die Türe zu öffnen muss man am Griff ziehen. Also machen wir einen kleinen Nutzertest, um zu sehen ob die Leute das Prinzip verstehen und die Türe öffnen können. Wir laden drei typische Nutzer ein, um an dem Test teilzunehmen. Wir bitten die Nutzer, die Türe zu öffnen, während wir ihr Verhalten beobachten. Der erste Nutzer zieht an der Türe und öffnet sie ohne Probleme.

die Türe geht nicht auf

Der nächste Nutzer versucht zu stossen, weshalb sich die Türe nicht öffnet. Der dritte Nutzer wiederum versucht es mit ziehen und öffnet die Türe problemlos.

Wir haben also ein Usability Problem: Einer von drei Nutzern hat nicht verstanden, dass die Türe durch ziehen am Türgriff geöffnet werden muss.

Nicht alle Nutzer können die Türe öffnen

Wir nehmen an, dass man das Problem einfach lösen kann, indem man ein Schild mit der Aufschrift „ziehen“ an der Türe anbringt. Mit einem weiteren Nutzer wird die Effektivität dieser Massnahme getestet: der Nutzer scheitert jedoch an der Aufgabe. Offenbar reicht die Anbringung eines Schildes nicht aus, um die Aufgabe für jeden Nutzer lösbar zu machen.

Hilft ein Schild mit der Aufschrift „ziehen“?

An diesem Punkt kommt Eyetracking ins Spiel, um mehr Informationen zu sammeln über das Verhalten von Nutzern, welches alleine durch Beobachtung nicht möglich wäre. Wenn man sich die Eyetracking Daten anschaut, kann man sehen, dass normalerweise beim Öffnen einer Türe der Fokus auf dem Griff der Türe liegt.

Benutzerfreundliche Position der Beschriftung

Das Schild wurde folglich am falschen Ort an der Türe angebracht, weshalb es von dem Nutzer nicht gesehen wird.

Um das Problem wirklich zu lösen und die Türe Benutzerfreundlicher zu machen muss folglich das „ziehen“- Schild an einem Ort angebracht werden, wo es die Nutzer auch effektiv sehen.

Summary und Takeaway:

Dieses sehr einfache Beispiel zeigt deutlich den Mehrwert von Eyetracking Daten gegenüber einfacher Beobachtung. Zudem können mit Eyetracking-Daten ergänzend bildliche Darstellungen von Nutzerverhalten erstellt werden, wie zum Beispiel Heatmaps und Gazeplots. Nicht zuletzt können Eyetracking Daten zu Erkenntnissen führen, wie man ein bestehendes Usability Problem löst, da man Aufschluss über effektives Verhalten von Nutzern hat. In diesem Beispiel wäre die Lösung des Usability-Problems darin zu sehen, dass das Schild mit der „ziehen“-Instruktion an einer Stelle platziert wird, wo Nutzer beim Öffnen einer Türe effektiv hinschauen.

In den kommenden Wochen werden wir hier ein paar typische Usability Fehler posten. Weiteres einfache Beispiele findet man zum Beispiel im Buch „The Design of Everyday Things“ von Donald A. Norman.