Blicksteuerung ist keine Magie

Augenblick mal!
Blicksteuerung ist keine Magie mehr

(Neue Computer Begriffe: Gaze Control ,Gaze Interaction)

Nur wenige Personen haben bis jetzt den Nervenkitzel erlebt, ein Computerprogramm mit dInteraktion, Auge, Blicksteuerung, Augensteuerung, Nutzersteuerung, Eye Tracking, NUIen Augen steuern zu können. Ganz einfach, weil Eye Tracking bis heute eine zu teure Technologie für den durchschnittlichen Verbraucher war. Das wird sich aber bald ändern. Konzerne wie Google, Apple, LG, Sony, Samsung, Tobii, HP, IBM und weitere arbeiten bereits sehr intensiv daran.

Fast wie Magie

Es ist praktisch unmöglich zu erklären, wie sich eine Blicksteuerung anfühlt, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Dabei ist doch der Augenkontakt eine der intuitivsten und mühelosesten Interaktionsformen die es gibt. Wir nutzen unsere Augen jeden Tag, um die Welt um uns herum zu erkunden. Und das ohne darüber nachzudenken. Wir geben sogar mit den Augen anderen Menschen und auch Tieren Signale. Es gibt ja nicht ohne Grund die Redensart: „Jemandem jeden Wunsch von den Augen ablesen.“

Das Blickverhalten zu untersuchen und Gedanken- sowie Verhaltensmuster daraus abzuleiten ist ein zentrale Aufgabe von Psychologen und Eye Tracking Analysten. Wenn wir die Eye Tracking-Technologie Software-Entwicklern präsentieren, werden wir oft mit Neugier und Skepsis begutachtet. Es interessiert sie, wie diese Technologie funktioniert, wie robust sie ist und ob es auch wirklich angewendet werden kann.

Eye Tracking zur Bedienung von Programmen und sogar Geräten steckt immer noch in den Kinderschuhen. Es ist bis jetzt noch kein Massenmarkt in der Unterhaltungselektronik vorhanden. Es gibt aber bereits einige Firmen, die damit experimentieren, Prototypen entwickeln und Patente beantragen; unter anderem auch sehr grosse Konzerne wie Google, Sony, Samsung und Apple.

 

Die Kombination ist entscheidend

Denken Sie mal ein paar Jahre zurück. Niemand dachte an ein Telefon mit einem Touchscreen. Blackberry macht erste Taschen-Kommunikatoren, welche mit einem Stift bedienbar waren. Es gab weitere Hersteller, welche ähnliche Technologien vermarkteten. Aber erst als Apple ein System auf den Markt brachte, das ausreichend robust und genau war, gelang der Durchbruch.

Es brauchte drei entscheidende Elemente:

  1. eine robuste Schnittstelle, die für Touch-Steuerung geeignet ist
  2. einen App-Store mit tausenden von Apps
  3. und einen Nutzen für die Anwender, der schnell erkannt wird

Diese drei Elemente brauchte es, um die Touchscreen Technologie zum Mainstream werden zu lassen.

Ähnliche Innovationen entwickeln sich gerade, wie beispielsweise die Virtual Reality und die Gestensteuerung. In beiden Bereichen müssen Funktionalität, Benutzerfreundlichkeit und entsprechende Anwendungen gleichzeitig entwickelt werden. Auch die Blicksteuerung mit Eye Tracking Interfaces steckt bereits in dieser Entwicklungsphase.

 

Tobii EyeX – eine Lösung, die es in sich hat

Eine blickgesteuerte Anwendung muss einen klaren Mehrwert bieten. Zum Beispiel können wir tägliche Arbeiten am Computer viel schneller erledigen, wir machen dabei weniger Bedienungsfehler und sie ersetzt andere Hilfsmittel. Die Lösung darf aber kaum mehr kosten als eine gute Tastatur oder Webcam und sie muss robust sein.

Dies hat Tobii Technologie erkannt und hat daher das Tobii EyeX-Programm lanciert. Es besteht aus einem kompakten und leichten Lowcost Eye Tracker der neusten Generation. Dieser kann einfach am Arbeitsplatz, Bildschirm, Laptop, Tablet usw. angeracht werden und misst mit einer hohen Genauigkeit den Blickverlauf. Zusätzlich braucht es noch ein API (Application Programming Interface), welches es erlaubt, die Eye Tracking Signale so einfach in Programme zu integrieren, als wäre es ein Maus-Zeiger oder ein Touch-Interface.

Tobii EyeX hat die Chance den Durchbruch der blickgesteuerten Applikationen bei Spielen und in Business Applikationen zu schaffen.

 

Die Vorteile für den Anwender

Bis heute wurde Eye Tracking vor allem bei der Erforschung der Wahrnehmung in Marketing-, UX- und Usability-Studien, sowie bei der Erforschung kognitiver Vorgänge eingesetzt. Seit Jahren entwickelt Tobii Technologie auch erfolgreich Geräte für Menschen mit Behinderungen, denen dank Eye Tracking Computer-Interaktion und damit Zugang zu vielen neuen Medien ermöglicht wird.

Durch die stetige Verkleinerung und die heutigen Integrationstechniken wird in Kürze eine erschwingliche Eye Tracking Generation (z.B. EyeX) verfügbar werden. Durch die Integration in Bildschirme, Smartphones und Tablets wird diese Technologie dann auch leicht anwendbar.

Folgende 4 Eigenschaften bieten entscheidende Vorteile für den Anwender:

  • Die Führung eines Blickes erfolgt schneller als die Mausbewegung.
  • Typische Funktionen braucht man dort, wo der Blick bereits ist (z.B. im Photoshop, etc).
  • Blickgesteuerte Anwendungen funktionieren ohne direkte Berührung.
  • Blickgesteuerte Anwendungen funktionieren unabhängig von sich ändernden Lichtverhältnissen.

Zum Beispiel bei Business Applikationen kann die Auswahl bestimmter Register und Tabs sowie auch die Eingabe bei Auswahllisten, beispielsweise in CRM-Systemen, entscheidend vereinfacht werden. Dies, indem das auszufüllende Feld einfach mit den Augen ausgewählt wird.

 

Weitere Anwendungsbeispiele

  • Automatisiertes Schwenken und Scrollen – Scrollen einer Webseite, eines E-Books, PDF-Dokuments oder Musiknotenblattes und schwenken einer Karte oder Panorama-Bildes, sobald man nahe an den Rand eines Dokuments kommt.
  • Bedienung von Geräten – Auswahl von Optionen, Kontextmenüs, Fernbedienung von Fernseher und Media-Players.
  • Intuitives stöbern – In E-Mail-Listen suchen und in Bildgalerien stöbern funktioniert wie durch Magie.
  • Intelligente Geräte – Dimmen des Bildschirms, wenn der Benutzer nicht anwesend ist und fokussieren der Kamera auf das Objekt, dass den Benutzer interessiert.
  • Sichere Geräte – Kombination versteckter Augenmuster mit Netzhaut-und Gesichtserkennung, um eine sehr sichere Anmeldung für Handys, Tablets und Computern zu ermöglichen.
  • Sichere Autos – Müdigkeitserkennung und Freisprech-Steuerung über Head-up-Displays auf dem Armaturenbrett im Auto.
  • Spiele / Gaming – Der Spielverlauf ändert sich bei interaktive Spielen je nach Blickverlauf und Blickmuster des Nutzers. Spielfiguren im Computerspiel reagieren darauf, wenn sie länger betrachtet (angestarrt) werden. So wie halt eben im echten Leben.
  • Hygienische Eingabegeräte – Bei Fahrkarten- und Bank-Automaten muss man nicht mehr die unhygienischen Touchscreen-Oberflächen berühren.
  • Informationstafeln / Display Panels – Sie reagieren auf die Betrachter und zeigen weitere Informationen an, bevor eine Maus, ein Menu oder eine Taste gedrückt werden muss.

 

Auch Apple patentiert Eye-Tracking Technologien

Eine hilfreiche und informative Quelle, um die kommenden Trends von Apple zu erkennen, sind deren eingereichte Patentschriften. So ermöglicht Apple in einem eingereichten Patentantrag einen Einblick in die Integration eines Eye-Tracking Systems in ihre Geräte.

Apple will laut dem Patent eine neue Art der Blickerfassung in seine Geräte integrieren. Sie beschreiben in ihrem Patent eine Weiterentwicklung der bereits bekannten Eye Tracking-Technologie. Ziel ist es, mit dem neuen System das Auge zu entlasten um eine bessere und angenehmere Bedienung zu gewährleisten. Entscheidend für eine solche Umsetzung ist eine speziell für den Einsatz angepasste grafische Benutzeroberfläche.

So soll beispielsweise der Cursor dementsprechend angepasst werden, damit dieser leichter fokussiert werden kann. Neben der grafischen Präsentation der Oberfläche ist auch die Darstellung von Bildbewegungen entscheidend. Ein angepasster Bildverlauf gewährleistet, dass die Augen nicht ermüden. Zusätzlich sollen die Erfassung von Gesichtsausdrücken, Körperbewegungen und Sprachkommandos die Bedienung erleichtern. Neben Apples iOS Geräten und Macs ist auch eine Bewegungssteuerung in einer iTV Lösung vorstellbar. So könnte Apple in Zukunft das Wohnzimmer mit einer Eye Tracking unterstützte Blickverlaufssteuerung erobern.

Apple ist nicht die einzige Firma, welche Eye Tracking-Patente anmeldet. Auch andere Firmen wie z.B. Google sind in diesem Bereich sehr aktiv.

 

Nichts Süsses ohne Bitteres

Natürlich können aber auch Firmen und Serviceprovider gleichermassen die Verweildauer eines Nutzers auf einem Bereich, einem Produkt, einer Werbung messen und auswerten. Dadurch können sie den Inhalt und die Platzierung von Anzeigen auf Websites in Echtzeit ändern und auf jeden Nutzer individuell ausrichten. Online-Werbungen werden dann wohl nicht mehr aus Pay-per-Click sondern per Pay-per-View verrechnet. Und das nervigste: Popup Werbung folg den Blicken bis wir sie bestätigen. Das ruft nach einer neuen Generation von Werbe- und Popupblockern 😉

 

Nicht ob, sondern wann

Blicksteuerung an sich hat ein paar starke Anwendungsfälle, von denen bestimmte Branchen deutlich profitieren. Speziell wenn die Blicksteuerung mit anderen Eingabemethoden wie Touch- oder Sprachsteuerung, GPS, Gyroskop und Gesten kombiniert wird, werden viele neue Produkte und Innovationen entstehen.

Die Art, wie wir mit Computern und Geräten kommunizieren, steht an der Schwelle einer Revolution. Geräte werden intelligenter und kennen unsere Interessen und bald auch unsere Gefühle und die Systeme können wertvolle Inhalte auf der Grundlage dieser Parameter bieten. Die Ära der Steuerung durch die Maus, Tastatur und Touch-Eingaben wird dadurch erweitert.